Neue Perspektiven auf Opel-Flächen entkräften Begründung für Eselswiese-Bebauung

14. Mai 2025

 (Fotos: Beatrice Menges)

Die Stadt Rüsselsheim plant weiterhin, auf der rund 60 Hektar großen, bislang landwirtschaftlich genutzten Eselswiese im Stadtteil Bauschheim Wohnraum für etwa 3.500 Menschen sowie Gewerbeflächen zu schaffen. Für die gewerbliche Nutzung sind etwa 15–20 Hektar vorgesehen. Die Begründung für diese Maßnahme fußt bislang wesentlich auf dem Argument, dass kurzfristig keine ausreichend großen Flächen im Innenbereich zur Verfügung stünden – insbesondere nicht auf dem Gelände des Opel-Werks. Deshalb sei der Griff zur landwirtschaftlichen Fläche notwendig, um die wachsende Nachfrage nach Wohn- und Gewerberaum zu decken.

Doch diese Begründung ist zunehmend fraglich. In einer Pressemitteilung vom 8. Mai 2025 kündigt die Stadt an, dass auf einer rund 84,6 Hektar großen Teilfläche des ehemaligen Opel-Geländes nun ein Bebauungsplanverfahren eingeleitet wird – vorrangig für gewerbliche und industrielle Nutzung. Diese Fläche ist bereits weitgehend versiegelt. Angesichts dieser Entwicklung stellt sich die Frage, ob es städtebaulich und planungsrechtlich noch zu rechtfertigen ist, zusätzlich 15–20 Hektar unversiegelte Ackerfläche auf der Eselswiese als Gewerbegebiet auszuweisen. Denn in der bisherigen Begründung zum Bebauungsplan „Eselswiese“ wurde noch erklärt, dass keine gewerblich nutzbaren Innenbereichsflächen verfügbar seien.

Zwar wurden für weitere ca. 40 Hektar Opel-Flächen, die künftig auch Wohnnutzung für 3000 Menschen ermöglichen sollen, bislang keine Offenlagen angekündigt. Dennoch zeigt die Entwicklung auf dem Opel-Gelände deutlich, dass im Innenbereich sehr wohl kurzfristig nutzbare Flächen vorhanden sind. Dies schwächt die Rechtfertigung für eine Bebauung im Außenbereich, wie sie auf der Eselswiese vorgesehen ist.

Hinzu kommt, dass im Quartier am Ostpark bereits Wohnraum für rund 1.500 Menschen entsteht. Die Stadt Rüsselsheim verfolgt damit das Ziel, für insgesamt etwa 8.000 zusätzliche Einwohnerinnen und Einwohner neuen Wohnraum zu schaffen. Ein solcher Zuwachs ist im Hinblick auf die Infrastruktur, den Wasserverbrauch und die Verkehrsbelastung sorgfältig zu prüfen – gerade in Zeiten zunehmender Trockenheit und angespannter Ressourcen. Besonders schwer wiegt auch der Verlust an Artenvielfalt. Flächen wie die Eselswiese bieten einen zunehmend selten gewordenen Lebensraum für Tierarten der Agrarlandschaft.

Neben den ökologischen Folgen ist auch die finanzielle Dimension nicht zu vernachlässigen. Die Stadt Rüsselsheim ist – wie in der Presse vielfach berichtet – stark verschuldet. Großflächige Neubaugebiete im Außenbereich bringen erhebliche Folgekosten für Erschließung, Infrastruktur, Verkehrsanbindung, Schulen und Kitas mit sich. Diese finanziellen Lasten tragen am Ende auch die Bürgerinnen und Bürger, etwa durch steigende Gebühren oder eingeschränkte kommunale Leistungen. Eine ressourcenschonende Innenentwicklung wäre nicht nur ökologisch, sondern auch wirtschaftlich der verantwortungsvollere Weg.

Vor diesem Hintergrund fordert der BUND Kreisverband Groß-Gerau eine rechtliche, fachliche und politische Neubewertung des Bebauungsplans „Eselswiese“. Die jüngsten Entwicklungen zeigen, dass die Argumentation für eine Bebauung im Außenbereich nicht länger haltbar ist. Innenentwicklung muss Vorrang haben – so wie es das Baugesetzbuch ausdrücklich fordert.


Text: Beatrice Menges

siehe auch Meldung vom Dezember 2024

siehe auch Meldung vom August 2024

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