Von Anfang Juli bis Sommerende hörte man auf der Streuobstwiese im FFH (Fauna-Flora-Habitat) Schutzgebiet zwischen den beiden Ortsteilen vielstimmiges Blöken. Eine Schafsherde vom Landschaftspflegehof Stürz in Griesheim war einige Monate lang zu Gast in der Doppelstadt und litt wie die angestammten Bewohner sehr unter der anhaltenden Trockenheit und Hitze.
Vor mehr als zehn Jahren hatte der BUND Ortsverband das erfolgreiche und mehrmals ausgezeichnete Schafsweideprojekt ins Leben gerufen. Dieses Jahr waren es 264 Schafe, die zusammen mit ihren zwei Schäfern in ihrem diesjährigen „Arbeitscamp“ auf dem Rödergewann eintrafen. Das FFH-Gebiet ist ca. 1.320.000 m² groß, es wird täglich ein Teil dieser Fläche eingezäunt und beweidet.
Dirk Kieselstein, der Schatzmeister der BUND-Ortsgruppe, freut sich dann immer. „Täglich finden Spaziergänger, Familienausflügler, Kindergartengruppen, Schulklassen und Umweltinteressierte den Weg zu der friedlich grasenden Herde und sind begeistert." Zusammen mit seinen BUND Mitstreitern koordinierte Dirk Kieselstein auch diesmal die jährlich wiederkehrende Organisation von Aufenthalt und Standort. Er selbst kam beinahe täglich auf die Weide und begleitete den „Dienst“ der fleißigen „Saisonarbeiter“. Denn die Arbeit ihrer Nahrungssuche hat laut Kieselstein gerade an solchen Standorten wie der hiesigen Sandtrockenwiese einen hohen ökologischen Nutzen.
Dies erläutert er den Besuchern gern: „Weidende Schafe wirken der schnellen Überwucherung und Verbuschung des Gebiets entgegen. Viele der dort ansässigen, ohnehin gefährdeten Pflanzenarten brauchen aber offene und nährstoffarme Böden und viele lichte Stellen, damit sich ihre Samen wieder neu ansiedeln können. Auch Insekten wie einige Wildbienenarten und die Blauflügelige Ödlandschrecke können nur im sandigen Offenland überleben. Damit sorgen unsere Schafe für den Erhalt der Artenvielfalt auf natürlichem Wege. Zum ersten Mal überhaupt hat übrigens dieses Jahr ein Wiedehopf hier im Feld Junge aufgezogen“.
Der BUND Umweltschützer verweist dann auch gern auf eine weitere Gattung von Vierhufenhelfern. Seit mehreren Jahren seien auch Esel mit dabei. 2021 und 2022 hätten 5 Esel den tierischen Helferkreis unterstützt, und zwar auf Flächen, die gern von Wildschweinen heimgesucht werden. "Beim Anblick der großen Langohren nehmen die Borstentiere dann von ganz allein schnell Reißaus", erzählt dies Kieselstein dann vergnügt. Die Esel seien ebenfalls auf dem Landschaftspflegehof Stürz zuhause und würden auch beim Projekt der Waldbeweidung im Griesheimer Stadtwald eingesetzt.
Text: Jutta Stern
Foto: Dirk Kieselstein