BUND Kreisverband
Groß-Gerau

Unsere Lichtverschmutzungsaktion

11. Juni 2020

Klimaschutz durch Energieeffizienz
Umweltfreundliche und nachhaltige Straßenbeleuchtung
Menschen- & insektenfreundlich – dunkler Himmel bei Nacht

Vorlage: Anschreiben an Kommunen zum Thema Lichtverschmutzung

 


 

Gerhart Thallmayer (Beauftragter für den BUND OV Rüsselsheim/Raunheim) hat die oben stehende Anfrage an Thomas Jühe (Bürgermeister Stadt Raunheim) gerichtet und folgende Antwort erhalten:

Sehr geehrter Herr Thallmayer,

vielen Dank für die uns übermittelten Hinweise zu umweltfreundlicher und nachhaltiger Straßenbeleuchtung.

Aber, lieber Herr Thallmayer, Sie kennen uns doch.

Selbstverständlich ist der Umbau der Beleuchtung bereits Teil unserer Bemühungen zum Schutz der Umwelt.

Wir waren sogar eine der ersten Kommunen, die sich schon vor über 10 Jahren für die Erprobung von LED zur Beleuchtung des öffentlichen Raumes zur Verfügung gestellt haben. Seinerzeit fand dieses Thema bei den Naturschutzverbänden übrigens noch kein besonders großes Interesse.

Vermutlich wäre es gut gewesen, wenn wir die Naturschutzverbände bereits vor zehn Jahren über die Vorteile der LED-Beleuchtung im Hinblick auf die Umweltwirkungen unterrichtet hätten, dann wäre es diesen möglich gewesen, sich früh an die Kommunen zu wenden, die sich offenkundig weniger innovativ zur Erprobungen der neuen Lichttechnik verhalten haben.

Ich werde folglich zukünftig darauf achten, die vielfältigen umweltpolitischen Initiativen der Stadt Raunheim regelmäßig und Ergebnisse frühzeitig den Umweltverbänden zu kommunizieren.

Sukzessive wird die Beleuchtung im gesamten Stadtgebiet auf LED umgestellt.

 


 

Antwort von Gerhart Thallmayer:

Sehr geehrter Herr Jühe

Besten Dank für Ihre zeitnahe Antwort zu unserem Schreiben vom 26.05.2020 zum Thema „Umweltfreundliche und nachhaltige Straßenbeleuchtung“.

Sie haben recht, wenn Sie indirekt sagen, dass die Umweltverbände nicht über die von der Stadt bzgl. Beleuchtung unternommenen Schritte informiert sind. Woher auch? Die Home Page der Stadt gibt nur Auskunft über die Versorgungssicherheit und die Meldestellen für Störungen.

Es ist sicher lobenswert, dass sich die Stadt bereits vor über 10 Jahren mit der LED-Technik für die Straßenbeleuchtung auseinandergesetzt hat. Damals jedoch wurde nur der Aspekt der Energieeffizienz betrachtet. Heute haben wir jedoch auch das verheerende Insektensterben in den letzten 10 und mehr Jahren zu betrachten. Mittlerweile wurde von der Forschung bewiesen, dass ein Großteil des Insektensterbens der jährlich steigenden Lichtverschmutzung zuzuordnen ist. Die Forschung hat nachgewiesen, dass die Lichtverschmutzung dauerhaft die Zusammensetzung der ganzen Lebensgemeinschaft nachtaktiver Insekten verändert. Die Beeinträchtigung der Insekten durch Kunstlicht führt über Irreführung ihrer Flugwege, leichte Tötung durch Raubinsekten, Einengung des Lebensraums wegen der Barriere Licht bis hin zu nachteiligen Veränderungen ihres Sexuallebens und damit gestörter Familiengründung. Wenn man  bedenkt, dass auf der Erde rund 30 Prozent aller Wirbeltiere und sogar mehr als 60 Prozent aller Wirbellosen nachtaktiv sind, dann wird das Ausmaß der Beeinträchtigung sehr deutlich. Auch nachtaktive Insekten sind wertvolle Bestäuber, die uns immer mehr fehlen.

Mit der Lichtverschmutzung  sind wir wieder bei der städtischen Beleuchtung angelangt, die deshalb einer fortlaufenden Überprüfung und auch Anpassung an die sich durch neue Erkenntnisse ändernden gesetzlichen Bestimmungen unterzogen werden muss. Wer die EU-Kriterien für die umweltorientierte öffentliche Beschaffung von Straßenbeleuchtungen und Verkehrssignalen studiert, dem wird deutlich, dass die technische Welt der städtischen Beleuchtung sehr komplex ist:

https://www.google.com/search?q=EU-Kriterien+f%C3%BCr+die+umweltorientierte+%C3%B6ffentliche+Beschaffung+von+Stra%C3%9Fenbeleuchtungen+und+Lichtsignalanlagen&rlz=1C1CHBF_deDE872DE872&oq=EU-Kriterien+f%C3%BCr+die+umweltorientierte+%C3%B6ffentliche+Beschaffung+von+Stra%C3%9Fenbeleuchtungen+und+Lichtsignalanlagen&aqs=chrome..69i57.2470j0j8&sourceid=chrome&ie=UTF-8

Wir wollten mit unserem Schreiben vom 26.05.2020 keine Unruhe stiften oder zum Ausdruck bringen, dass die Stadt in Sachen Beleuchtung ein Defizit hat. Wir wollten aber wachrütteln und darauf aufmerksam machen, dass neue Erkenntnisse auch Anpassungen nach sich ziehen. Wir haben grob skizziert, worauf im Besonderen zu achten ist. Es obliegt der Stadt, die richtigen Entscheidungen zu treffen.

Was wir jedoch kritisieren, sind die in den Bauleitplänen der Stadt nur sehr vage formulierten Passagen bzgl. der Außenbeleuchtung von Gebäuden. Erst in unserer Stellungnahme zum „Bebauungsplan 01_61.23.47_Schleusenstraße“ haben wir darauf Bezug genommen. Hier wird zu viel Freiraum in der Ausführung gegeben. Derlei Außenbeleuchtungen beleuchten zumeist naturnahe Areale zum Schutz der Gebäude, wobei eine geringere Lichttemperatur von =< 2.700 Kelvin empfohlen wird. Damit nicht jedes Gebäude eine andere Außenbeleuchtung anbringt, empfehlen wir, eine klare Typ- und DIN-Bezeichnung als einzuhaltende Vorschrift.

Ihren Vorschlag, zukünftig darauf achten, die vielfältigen umweltpolitischen Initiativen der Stadt Raunheim regelmäßig und frühzeitig mit den Umweltverbänden zu kommunizieren, halten wir für ausgezeichnet.

Wir hoffen, mit diesem Schreiben unsere Verbundenheit mit der Stadt Raunheim zum Ausdruck gebracht zu haben.

Mit freundlichen Grüßen

Gerhart Thallmayer

(Beauftragter für den BUND OV Rüsselsheim/Raunheim)

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