Der BUND-Kreisverband Groß Gerau lehnt die Pläne für ein 92 000 Quadratmeter großes Gewächshaus in den Klein-Rohrheimer Feldern ab. Diese High-Tech-Turbo- Massenproduktion von Lebensmitteln auf einer Fläche von 13 Fußballfeldern ist ein Irrweg und kein ökologisch verantwortbarer Schritt in Richtung regionaler Versorgung und klimagerechter Landwirtschaft. Industrieller Intensivanbau durch Agrarfabriken ist für den BUND kein Zukunftsmodell für die Region. Stattdessen unterstützt er wachsende Vielfalt eher kleinteiliger Bauernhöfe und Betriebe mit ressourcenschonender und biologischer Landwirtschaft. Dort werden ganzjährig abwechslungsreiche und gesunde Lebensmittel in respektvollem Umgang mit Tier und Natur erzeugt.
Aspekt Energie: Die vom Investor angepriesene Einsparung von Kraftstoff gegenüber dem Transport von Gemüse aus Spanien ist nur ein Posten in der Gesamtenergiebilanz des Projekts. Heizung, Energie zur Herstellung und dem Transport z. B. von Dünger und Substrat, Energieverbrauch bei Erstellung der Gebäude und späterer Entsorgung sind in einer gesamt-ökologischen Bilanz zu berücksichtigen.
Aspekt Wasserbedarf: Ein Bebauungsplanverfahren müsste unter anderem prüfen und berücksichtigen, ob sich der enorme Grundwasserverbrauch für Tomaten und Gurken mit dem Trinkwasserbedarf der Bevölkerung vereinbaren lässt. Die Folgen der Grundwasserübernutzung für die Wälder im Ried sind bereits seit 1970 wissenschaftlich dokumentiert. Wegen der zusätzlichen Trockenheit dursten und sterben die Wälder bereits großflächig. Der geplante See, der Regenwasser von den Dachflächen sammeln soll, ist nur der sprichwörtliche Tropfen auf dem heißen Stein des niederschlagsarmen Rieds.
Aspekt Grundwasserverschmutzung: Bei einer Leckage der geplanten Folie sowie bei Lagerung und Transport besteht die Gefahr der Grundwasserverschmutzung. Tomaten, Gurken und Paprika sind Starkzehrer und brauchen erhebliche Mengen an Stickstoffdünger. Die Region ist aber bereits in hohem Maße mit Nitrat belastet. Monokulturen sind anfällig für Krankheiten, z. B. Tomaten für Braun- und Krautfäule. Zur Bekämpfung dieser Pilzkrankheiten helfen keine sympathischen Nützlinge, sondern vor allem Kupfer und giftige Spritzmittel. Diese reichern sich über die Zeit nachweislich in Grundwasser und Boden an. Gentechnisch veränderte widerstandsfähige Pflanzen sind in Deutschland im Lebensmittelbereich nicht zugelassen.
Aspekt Artenschutz: Die geplante riesige Überbauung mit Hochglas schließt alle einheimischen Tier- und Pflanzenarten aus und verstärkt das Artensterben. Schmetterling, Vogel, Feldhase und Hamster sind ausgesperrt. Ein paar Meter Blühstreifen „als Ausgleichsmaßnahme“ sind nur untaugliche Kosmetik.
Aspekt Landschaftsbild und Flächenverbrauch: Überdimensionierte Gewächshäuser, halbjährig ausgebrachte Plastikverhüllungen und flächenfressende Logistikhallen zerstören das Landschaftsbild im Südkreis noch weiter.
Fazit: Das geplante 92 000 Quadratmeter große Gewächshaus darf keinesfalls als „privilegiertes“ landwirtschaftliches Vorhaben von den Behörden abgenickt werden. Auch in einem Bebauungsplanverfahren darf es nicht genehmigt werden.
Herbert Debus
Kreisverbandssprecher
Heike Muster
Ortsbeauftragte des Kreisverbandes für
Rüsselsheim/Raunheim Schwerpunkt Rüsselsheim