"Klimabeschwerden"
(Idee Jutta Stern; Foto Petra Corbet)
BUND Veranstaltung mit einer engagierten Ärztin: „Wie stärke ich mich und meine Gesundheit im Klimawandel?“
Im Spätsommer hatten wir die Allgemeinmedizinerin Dr. Ulrike Berg aus dem Kreis Groß-Gerau zu Gast. Sie ist engagiertes Mitglied der Deutschen Allianz für Klimawandel und Gesundheit, KLUG. Dieses medizinische Netzwerk klärt innerhalb und außerhalb des Gesundheitsbereichs über die Auswirkungen des Klimawandels auf und nimmt auch Einfluss auf die Politik.
Frau Dr. Berg wusste unsere Gäste mit ihrem lebendigen Vortrag zu fesseln und einzubinden. Dabei nahm die Referentin kein Blatt vor den Mund: „Viele aktuelle Störungen und Erkrankungen haben einen deutlichen Zusammenhang mit der Zerstörung von Natur und Klima. Denn wir zerstören, was uns gesund hält.“
Aus ihrer Praxis berichtete sie nicht nur über bekannte Beschwerden bei langen Hitzeperioden (z.B. Kreislaufbeschwerden, Kopfweh, Mattigkeit). Hier gab sie auch interessante Tipps zur veränderten Wirksamkeit und daher zu reduzierender Einnahme von Medikamenten, z.B. bei Mitteln gegen Bluthochdruck.
Beschwerden durch klimatische Veränderungen
Darüber hinaus thematisierte Frau Dr. Berg Erkrankungen, die allein durch klimatische Veränderungen in unserer Klimazone hervorgerufen bzw. verstärkt werden: etwa durch den veränderten Ablauf der Jahreszeiten, durch langanhaltende feuchtschwüle und im Wechsel backofenheiße Wetterlagen, durch verfrühten Pollenflug, neu eingewanderte allergene Pflanzen, durch stechaggressive invasive Insekten, durch „kippende“ Gewässer (Vibrionen) oder durch gestörte Kühlketten von Lebensmitteln. Hier nannte sie lang anhaltende Allergien, vermehrte Entzündungen und Pilzbefall, schwere Vergiftungen durch Bakterien und Salmonellen, Tropenkrankheiten, Lungenschäden sowie schwer abklingende Hautirritationen. Der Medizinerin zufolge müssten die Gesundheitsdienstleister jetzt auch seelische Beeinträchtigungen wie Klimaangst und Klimadepression stärker in den Blick nehmen.
Achtsame, gesunde Lebensführung und klimabewusste Gesundheitsfürsorge
Frau Dr. Berg ermutigte zu achtsamer und gesunder Lebensführung, zu klimabewusster Gesundheitsfürsorge und zu engagiertem Handeln. „Es herrscht Alarmstufe Rot. Wir können aber alle etwas tun, um die Erderwärmung zu begrenzen und den Planeten für uns lebenswert zu erhalten!“
Hierbei führte sie anhand von Beispielen den ökologischen Win-Win überzeugend vor: „Unsere Gesellschaft braucht eine gesunde Erde und ein gutes Klima. Wenn wir unser Klima und damit unsere Gesundheit besser schützen, können wir doppelt profitieren.“
Mit dieser Veranstaltung möchten wir als Kreisverband Groß-Gerau das Thema Gesundheit noch deutlicher als bisher in das Spektrum von Klimavorsorge und Klimaanpassung stellen.
Text: Jutta Stern