BUND Kreisverband
Groß-Gerau

Erfolgreiches BUND-Projekt: Mit Hähertischen neuen Wald pflanzen

31. Januar 2024

Eichelhähertisch  (Foto: Gerhart Thallmayer)

Schüler bitten Eichelhäher zu Tisch!

Mitglieder der BUND Ortsgruppe Rüsselsheim/Raunheim hatten im Sommer 2023 zwei sog. Hähertische in der Gemarkung Raunheim aufgestellt, um die Verbreitung von Eichenbäumen zu begünstigen. Was sind eigentlich Hähertische und wie funktionieren sie? 

Dazu gibt Gerhart Thallmayer sachkundig Auskunft: „Besonders in Norddeutschland praktiziert man diese bemerkenswerte Methode der Renaturierung großer Windbruchflächen von Wäldern. Man holt sich Eichelhäher als Verbündete der Walderneuerung sozusagen mit ins Boot. Und das klappt gut! Eichelhäher sind eigentlich klassische Waldvögel, sie kommen heute aber auch im städtischen Grün von Raunheim vor.“ Und so geht es: Es werden im Sommer auf Kahlflächen höher gelegte Häher-Plattformen aufgestellt, die bevorzugt mit Eicheln, aber auch mit Bucheckern und Haselnüssen gefüllt werden.  Diese locken die bunten Waldvögel an, denn bald ist es im Herbst Zeit, um ausreichend Wintervorräte anzulegen. Nach dem Anflug sortieren die Tiere die guten Eicheln aus, sammeln jeweils bis zu 10 Eicheln in ihrem Kehlsack, transportieren sie in ihre vielhundertzähligen Verstecke und  vergraben sie dort. Eben auch dort, wo keine Eichen (mehr) stehen und naturgemäß keine Eicheln mehr hinfallen können. Thallmayer schmunzelt: „Gut, dass die  ansonsten so wachsamen Waldbewohner auch mal vergesslich sind.“ Im Winter nämlich finden die hungrigen Vögel nicht mehr alle Eicheln wieder, so dass sich einige im Frühjahr zu kleinen Eichenbäumchen entwickeln können.

„In unserer  Gemarkung  profitiert von der Vergesslichkeit des Eichelhähers natürlich  die Eiche“, erläutert Thallmayer. „Ohnehin hat sie sich unter den örtlichen Wachstums-bedingungen bereits erfolgreich angesiedelt, muss sich aber durch weitere Verjüngung auch gegen andere Bäume, wie z.B. die dominante Buche, durchsetzen. Doch auch dem Häher nützt es, wenn er nicht alle Eichenfrüchte wiederfindet. Denn dadurch optimiert und erweitert er ja den Lebensraum seiner Art, nämlich seinen  heimatlichen Wald.“

Dass die Vögel  mit dem schönen Gefieder die Hähertische liebend gerne aufsuchen und von den dargebotenen Eichelfrüchten nicht genug bekommen, zeigte die Kontrolle durch die BUND Umweltschützer im Januar 2024: Bis auf 3 offensichtlich weniger schmackhafte Eicheln waren die Tische leergeräumt!

Finanziert wurde das erfolgreiche und wenig kostenintensive Projekt aus einer Spende des Städteservice Raunheim/Rüsselsheim. Die Eicheln wurden eifrig von Schulklassen gesammelt, die von der Raunheimer Umweltbiologin Karin Jechimer vom Sinn und Zweck der Aktion unterrichtet worden waren.

 

Text: Gerhart Thallmayer und Jutta Stern

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