BUND Kreisverband
Groß-Gerau

Forstamt antwortet - CORONA-SPAZIERGANG IM REGEN

26. März 2021

 

Herr Velbecker, der Leiter des Kreisforstamts, antwortet auf die Anmerkungen und Eindrücke von Herbert Debus zum sturmgebeutelten Forst am Hegbach auf seinem Corona-Spaziergang. Wir danken für die Bereitschaft, die dortige Situation zu erläutern:

Sehr geehrter Herr Debus,

vielen Dank für Ihre u.a. E-Mail und die Möglichkeit, Ihnen Ihre Fragen und Vermutungen aus meiner Sicht erläutern zu können.

Zu Waldgebiet südlich von Mörfelden entlang des Hegbachs:
Hier hat der Sommergewittersturm vom August 2019 seine Spuren hinterlassen. Wir haben bereits im vergangenen Jahr mit der Beseitigung der Schäden begonnen. Da die Windwurf- und -bruchaufarbeitung besonders gefahrengeneigt ist, haben wir bei den Arbeiten auf einen Harvester zurückgegriffen. Die Maschine kann solche problematischen Holzerntemaßnahmen wesentlich sicherer durchführen. Leider sind solche Maschinen groß und schwer. Da sie aber nur auf unseren ausgewiesenen Rückegassen fahren und die restliche Waldfläche unbefahren bleibt, halte ich den Einsatz dieser Spezialtechnik für gerechtfertigt. Wir mußten den Einsatz zwischenzeitlich unterbrechen, um einen angemessenen Holzabsatz zu gewährleisten.

Obwohl der Holzmarkt aktuell noch mit enormen Kalamitätsholzmengen überschwemmt wird, ist die Vermarktung dieses Windwurfholzes möglich. Daher haben wir die Aufräumarbeiten nun fortgeführt.

Zum Co2 Speicher ist anzumerken, dass das aufgearbeitete und dann einer langfristigen Verwertung (als Bau-, Paletten- oder Werkstoffholz) zugeführte Holz, lange Zeit als Co2 Speicher fungiert, während das im Wald liegende und verrottende Holz das gespeicherte Co2 im Rahmen der Zersetzung deutlich schneller wieder an die Umwelt abgibt.
Bei dem von Ihnen angesprochenen "hohlen Baumstamm" ist festzuhalten , dass dieser Stamm nicht aktiv entrindet wurde sondern die Rinde, da der Stamm schon längere Zeit abgestorben war, bei der Aufarbeitung durch das Harvesteraggregat von selbst abgefallen ist. Ob es sich bei diesem Stammstück um einen ehemals stehenden oder liegenden Baum gehandelt hat, ist aus dem Bildmaterial nicht abzuleiten. Grundsätzlich belassen wir Nichtderbholz (Äste kleiner 7 cm Durchmesser) und stehendes Totholz, sofern es nicht gefährdend oder hindernd ist, auf der Fläche. Damit wird ein besonderer Lebensraum geschaffen/erhalten und die aktive Humusbildung gefördert.
In Teilen des Waldes entlang des Hegbaches, dort wo der Bestand flächig geworfen wurde, haben wir bereits mit der Wiederaufforstung (Pflanzung von Stieleichen und Hainbuchen) der geräumten Flächen begonnen. Dort wo nur kleine Blößen entstanden sind, beobachten wir die Entwicklung nach der Aufarbeitung des Kalamitätsholzes, im Hinblick ob hier durch die natürliche Verjüngung  die Wunden des Gewittersturms und des Klimawandels wieder geheilt werden. Hier hoffen wir auf die Selbstheilungskräfte der Natur, die aber vielfach nicht sofort zu sichtbaren Erfolgen führen.

Ich hoffe Ihnen mit diesen Ausführungen die eine oder andere Frage bzw. Vermutung beantwortet/erklärt zu haben. Die forstliche Bewirtschaftung/Nutzung von Wald ist nicht immer nur mit negativen Wirkungen für die Umwelt verbunden. Vielmehr führt das notwendige langfristige Denken und Handeln bei der Waldbewirtschaftung zur nachhaltigen Sicherung unserer Umwelt.

Sollten Sie noch weitergehende Fragen haben, stehe ich Ihnen gerne jeder Zeit zur Verfügung.

Gerne können Sie meine Antwort auf Ihrer Webseite veröffentlichen.
Lassen Sie mich dazu aber noch eine Anmerkung machen. Ich halte es für enorm wichtig, dass wir unserer holzbe- und -verarbeitenden Industrie den notwendigen nachhaltig produzierten, nachwachsenden und ökologischen Rohstoff Holz bereitstellen. Als eines der größten Holzimportländer der Welt (jährlich werden über 100 Millionen m³ Rohholzäquivalent nach Deutschland eingeführt) haben wir hier auch eine globale Verpflichtung. Jeder m³ Holz, den wir durch Waldstilllegungen oder Nutzungsverzicht nicht produzieren, wird durch Holz aus den tropischen Regenwäldern oder dem borealen Nadelwald ersetzt. Damit tragen wir in diesen Regionen zum unwiderruflichen Verlust der Wälder bei.

Mit freundlichen Grüßen

Klaus Velbecker

(Forstamtsleiter)
HessenForst, Forstamt Groß-Gerau

 


 

Der Spaziergang mit meiner Frau Hanne wurde zu einer Art fotografischer Feldbegehung eines Teils der Mörfelder Gemarkung zwischen Egelsbächer Weg und Hegbach. Zu unserer Überraschung saß ein großer pitschnasser Vogel im Storchennest, der erst aus der Entfernung sich eindeutig durch sein Klappern bei einer Kontroverse mit Krähen und Elstern zu erkennen gab. Früh im Jahr, aber vielleicht hat der Sahara-Sand, der in den letzten Tagen bis zu uns drang, ihn mitgebracht. Hoffentlich nicht zu früh angesichts der Schneestürme im Band von Nordrhein-Westfalen bis Sachsen, wo die südliche Warmfront mit einer heftig großen Kaltfront aus dem Norden zusammenstieß.

Die Felder waren pitschnass, einer unserer Routinewege vom Bauern tief ausgefahren und zu einem Teich geworden. Da der Landwirt wie viele andere sein Feld bis knallhart an den Feldweg – oder vielleicht ein bisschen darüber: man weiß es oft nicht so genau, je mehr Fläche, je mehr Zuschüsse aus dem GAP, dem gemeinsamen Agrarprogramm der EU – also ausgedehnt hat, ohne Platz für einen Grünstreifen, geschweige denn einen BLÜHstreifen, liefen alle Leute ohne Schwimmflossen halt über die Wintersaat. Auch nicht schön, aber so zieht das eine das nächste nach sich.

Die Vorflutergräben erfüllten ihren Zweck und standen rappelvoll, sogar mit etwas Strömung. Und aus dem sommerlich ausgetrockneten Hegbach war fast ein Flüsschen geworden – naja, bisschen übertrieben, aber er war breiter und tiefer geworden, mit ordentlich Strömung hinter den vielen Sturm-Hölzern im Bach. Aber wir wollen ja eine Verringerung der Fließgeschwindigkeit, damit das Wasser nicht nur Köln überschwemmt, sondern in den Boden versickert und die viel zu kleinen und niedrigen Grundwasserkörper auffüllt. Wird aber wohl immer noch nicht reichen, so dass im Ried verstärkt infiltriert werden muss, um den Wald dort zu retten.

Nicht nur hier im Wald hat der Forst mit riesigen Maschinen – Gibt´s eigentlich keine kleineren? – Ordnung geschaffen. Überall liegen vom Harvester zugeschnittene und entastete Stämme herum. Fragt sich, wer das kaufen will, wo die Märkte nach den Stürmen und Schädlingsbefall überschwemmt sind mit Holz. Oder ist man jetzt wieder allmählich zu der Strategie der SAUBEREN WALDBEWIRTSCHAFTUNG früherer Jahrzehnte zurückgegangen? Problem könnte sein, wenn man den Wald ausräumt, dass damit natürlich auch das im Holz gespeicherte CO2 freigesetzt werden könnte. Im Wald liegt es ja ruhig und stört nur Ordnungsfanatiker*innen. Oder geht es um Freiflächen zu forstlicher Wiederaufforstung oder Sukzessionsversuchen, also natürlichem Selbstaufwuchs?

So viele Fragen! Aber schön war es, in der regengereinigten Luft zu spazieren. Wir haben uns über den Storch gefreut und das viele Wasser, das sich jetzt mal für den Sommer aufheben sollte, aber da schwitzen wir wohl wieder viel zu viel. Ist halt chaotischer geworden mit dem Wetter in der Klimakatastrophe. Hoffentlich verregnet es den Bauern nicht die aufgekeimte Saat.

Herbert A Debus

Nicht-wissenschaftlicher kleiner Bildbericht unseres Kreisgeschäftsführers zu einer „Begehung“ der verregneten Mörfelder Gemarkung. Wir freuen uns über Texte zu Natur, Wetter und Zeit, die wir nach Möglichkeit auf der Website veröffentlichen.

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